Der Diözesantag der Vinzenz-Konferenzen im Erzbistum Paderborn e.V. befasste sich am 20.05.2017 mit dem Thema der „Einsamkeit in unterschiedlichen Lebensphasen“. Schon in der Hl. Messe differenzierte Domkapitular Dr. Thomas Witt in seiner Predigt zwischen freiwilliger Zurückgezogenheit, die der Erholung, Stärkung, Gottesbegegnung, Selbstfindung und Neuausrichtung dient und der Isolation, in die ein Mensch geraten kann. Am Beispiel des in die Wüste geflohenen Elias machte er klar, dass sich der Mensch in seiner Enttäuschung über die Mitmenschen häufig verletzt zurückziehe. Da er aber grundsätzlich auf Gemeinschaft angelegt sei, sei es wichtig, den Weg aus dieser Situation herauszufinden und wieder Gemeinschaft leben zu können.
Simone Kornalewski, Referentin für Bildung, Soziales und Öffentlichkeitsarbeit der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Paderborn, begegnet in ihrem Wirkungsfeld naturgemäß vielen jungen Menschen. Sie berichtete anschaulich von Student/innen, „die in die KHG zum Lernen kommen, damit sie nicht alleine Zuhause sind und Menschen um sich herum haben“. In ihrem Impulsvortrag benannte Frau Kornalewski verschiedene Punkte, die dazu führen, dass Student/innen sich einsam fühlen. Konkret erwähnte sie die Entfernung vom Elternhaus und das mit einem Umzug in eine große Universitätsstadt verbundene Eintauchen in eine neue, häufig unübersichtliche Lebenswelt. Dass die Entfernung von der Heimat für ausländische Studierende noch gravierender empfunden wird, liegt auf der Hand. Ein Sonntag als ein Tag der Ruhe kann ohne soziale Bindungen bedrückend ruhig werden. Wenn dann eine Studentin besonders schüchtern ist und einem Studenten die soziale Kommunikation schwer fällt, kann dies die Insolation verstärken. Natürlich spielen bei jungen Menschen auch die Suche und Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft eine große Rolle. Enttäuschungen, die sie hier erleben, können den einen oder die andere aus der Bahn werfen. „Alles nicht neu!“, warf ein Vinzenzbruder kritisch ein. Tatsächlich? In der Diskussion wurde darauf abgehoben, dass durch die sozialen Medien, die einem „vorgaukeln, sozial vernetzt zu sein“, eine neue Dimension von Einsamkeit entsteht. Wir als Vinzenz-Konferenzen sind herausgefordert, immer neu nach passenden Wegen zu suchen, wie wir eine „Kirche für Einsame“ werden können. Frau Kornalewski nannte beispielhaft gemeinsame Feiern mit Einsamen am Heiligen Abend und in der Kar- und Osterzeit.
Burkhard Albers, Seelsorgebeauftragter des St. Vincenz-Altenzentrums, zeichnete zunächst einen kurzen historischen Abriss der Einsamkeit. Anhand konkreter Zitate hochbetagter Menschen erläuterte er deren Empfindungen. Unter die Haut gingen Zitate, die die Not demenziell veränderter Menschen beschrieb, die spüren, dass ihnen immer mehr entgleitet, sie sich immer schwerer mitteilen können und manchmal schutzlos eigenen Gefühlen ausgesetzt sind, die sich nicht (mehr) verdrängen lassen: „Wissen Sie, wie ich mich fühle? Ich fühle mich so verloren, wie noch nie in meinem Leben!
Anregungen von Herrn Albers, wie das Aufstellen eines Baumes, an den die Bewohner/innen ihre Wünsche heften können, wurden von den Teilnehmern des Diözesantages interessiert aufgenommen. Es sind nicht die „großen Dinge“, um die es bei den Wünschen geht, sondern Schlichtes wie z.B. „einmal Eis essen gehen“ .
Zum Abschluss des Diözesantages wurde Pfarrer Norbert Keller als geistlicher Beirat verabschiedet. Über viele Jahre war er Mitglied des Vorstandes. In seinen Predigten bei den zahlreichen Gottesdiensten, die er mit den Vinzenzbrüdern gefeiert hat, standen der verlässliche Zuspruch Gottes und die Aufforderung, sein eigenes Handeln zu überprüfen, im Mittelpunkt. Die Gebetswachen, die Pfarrer Keller jährlich inhaltlich gestaltet hat, erfreuten sich immer großer Beliebtheit.